Pressetermin am 26. Mai 2023 in Nieheim zum "Tag der Biotonne"

Dies ist die offizielle gemeinsame Pressemeldung des LEE und der Firma KOMPOTEC:

ÜBERFÄLLIG: AUS BIOABFÄLLEN VIEL MEHR BIOGAS ERZEUGEN

Für den Landesverband Erneuerbare Energien NRW und die KOMPOTEC Kompostierungsanlagen GmbH, ein Unternehmen der mittelständischen Eggersmann Gruppe, müssen biogene Reststoffe konsequenter energetisch genutzt werden. Wichtig: Fehlwürfe in Biotonnen müssen vermieden werden. 

Nach wie vor landen fast 40 Prozent der Bioabfälle hierzulande nach einer Untersuchung des Umweltbundesamtes in den Restmülltonnen. Deshalb fordert der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) eine Zeitenwende in der Abfallwirtschaft. „Wir brauchen ein Umdenken, denn Bioabfälle sind ein wertvoller Energierohstoff. Deshalb muss endlich Schluss sein mit der bisherigen Energieverschwendung“, moniert Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender des LEE NRW, am bundesweiten „Tags der Biotonne“, „dieser Irrwitz wird noch dadurch getoppt, dass dieser wichtige Rohstoff für die Biogasnutzung vielerorts unter hohem Energieaufwand in Müllverbrennungsanlagen verbrannt wird.“

Die Biogaserzeugung auf Basis von Bioabfällen ließe sich nach überschlägigen Berechnungen jährlich auf gut 10 Milliarden Kilowattstunden in etwa verdoppeln. Würden endlich im großen Stil auch Lebensmittelabfälle für die Biogasproduktion genutzt, ergäbe sich noch eine weitere Steigerung: Derzeit werden bundesweit rund 60 Mrd. Kilowattstunden importiertes Erdgas für die Stromerzeugung eingesetzt, sprich allein mit einer konsequenten Nutzung von Bioabfällen könnten die Erdgasimporte für die Stromproduktion um annähernd 17 Prozent gesenkt werden. 

Für den LEE NRW muss deshalb schnellstens landes- und bundesweit in allen Städten und Gemeinden eine Braune Tonne verpflichtend eingeführt werden, um die Bioabfälle flächendeckend gezielt einzusammeln und anschließend für die Biogaserzeugung zu nutzen. Für eine optimale dezentrale Verwertung der eingesammelten Reststoffe sind nach Einschätzung des LEE NRW neue Abfallvergärungsanlagen notwendig, die durch den aktuell geltenden Landesentwicklungsplan beschränkt werden. „Damit können teure LNG-Gasimporte reduziert werden. Politik, Gesellschaft und Wirtschaft sind gut beraten, prioritär die vorhandenen heimischen Energierohstoffe zu nutzen“, so Griese.

Der LEE NRW begrüßt es, dass die KOMPOTEC Kompostierungsanlagen GmbH, ein Unternehmen der mittelständischen Eggersmann Gruppe, ihre Aktivitäten bei der Bioabfallvergärung ausweiten will. Das Unternehmen betreibt seit 30 Jahren eigene Bioabfallvergärungs- und Kompostierungsanlagen in Ostwestfalen-Lippe, und zwar an den Standorten Gütersloh, Enger (Kreis Herford) und Nieheim (Kreis Höxter).

Im Kompostwerk Nieheim ist bereits im Jahr 2006 ein eigenes, innovatives Vergärungsverfahren entwickelt worden, das längst auch an den anderen Standorten angewendet wird. In Nieheim werden so mit einer Biogasanlage jährlich rund 3,6 Mio. Kilowattstunden Ökostrom ins Netz eingespeist.

Derzeit laufen für den Standort Nieheim die Planung und das Genehmigungsverfahren für den grundlegenden Ausbau der Bioabfallvergärung. So soll die Gesamtanlagenkapazität auf rund 108.000 Jahrestonnen erhöht sowie eine in der Effizienz verbesserte Biogasanlage für 84.000 Tonnen Bioanfall jährlich errichtet werden. Vorgesehen ist außerdem, dass in Nieheim ab 2025 Biomethan mit einem Brennwert von jährlich 55 Mio. kWh erzeugt wird, das in diesem Umfang fossiles Erdgas ersetzt. „Wir leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Energiewende, da Biomethan nicht nur grundlastfähig ist und somit Wind und Sonnenenergie ideal ergänzt. Wir brauchen die Bioenergie gerade dann, wenn kein Wind weht und die Sonne nicht scheint“, betont Karlgünter Eggersmann, Geschäftsführer der KOMPOTEC Kompostierungsanlagen GmbH.

Deshalb setzt KOMPOTEC für den Eigenverbrauch schon seit Jahren zusätzlich auf PV-Anlagen auf allen Dachflächen. Demnächst soll das gesamte Biogas- und Kompostwerkes 100% energieautark werden. 

Dieses Ziel und auch mehr wird durch eine neue Windenergieanlage erreicht, die derzeit gemeinsam mit dem Paderborner Windunternehmen WestfalenWind GmbH projektiert wird. „Die Energieerzeugung nimmt einen immer größeren Stellenwert ein. Das Kompostwerk in Nieheim entwickelt sich zunehmend zu einem bedeutenden Energiezentrum in OWL“, begrüßt Jürgen Wrona, Vorsitzender des Regionalverbandes Ostwestfalen-Lippe im LEE NRW die Investitionsentscheidungen der Firma KOMPOTEC. 

Nach der Energienutzung gewinnt KOMPOTEC aus dem Bioabfall weiterhin durch die anschließende Kompostierung einen Qualitätskompost für Gartenbau und Landwirtschaft (organischer Volldünger und Torfersatz) - womit der Kreislauf vollständig geschlossen wird. Für die Vergärung und die Kompostgewinnung bleibt es aber unverzichtbar, dass die Bioabfälle zu Hause sortenrein und sauber getrennt werden. KOMPOTEC Betriebsleiter Sebastian Böhme ergänzt: „Trotz aller Technik sind wir auf die Mitarbeit der Bürgerinnen und Bürger angewiesen. Nur aus sauberen Bioabfällen können wir einen einwandfreien Kompost herstellen. Es wäre wirklich wünschenswert, wenn der bundesweite „Tag der Biotonne“ helfen könnte, dieses Bewusstsein bei Befüllen der Biotonne zu schärfen.“

von links: Jürgen Wrona (Vorsitzender Regionalverband im LEE NRW), Karlgünter Eggersmann (Geschäftsführer Eggersmann-Gruppe), Dr. Dietmar Regener (Betriebsleiter Abfallentsorgung Paderborn (ASP)), Johannes Lackmann, (Geschäftsführer Westfalen-Wind-Gruppe), Reinhard Kahmen (ASP), Hubertus Abraham (Geschäftsführer Abfallwirtschaft Kreis Höxter) und Sebastian Böhme (Betriebsleitung Kompotec)